Da sitzt man dann
mit seinem Kaffee
unter Menschen
und fühlt sich fremd
Manchmal fühlt es sich an
als wäre ich immer
vor dem Leben davongelaufen,
obwohl ich eine zeitlang dachte,
ich laufe ihm entgegen
Doch auch da bin ich
ausgewichen,
habe mich weggeduckt,
vor mir selbst verborgen
hinter einer Fassade eingemauert,
mich selbst inhaftiert
ohne es zu bemerken
ohne es zu bemerken
war meine Welt
verzerrte Realität geworden,
angepasst an Konzepte
die nicht meine waren,
im Glauben
die *eine* Wahrheit zu kennen –
doch in Wahrheit
wollte ich die Wahrheit
gar nicht erst sehen
Und neben mir
sitzen zwei Frauen
und reden über Sandalen –
wie sie wohl ihre Welt erleben?
-
Kaffee und Wahrheiten
14 -
Die ewige Schwammigkeit.
Ich hasse diese
Schwammigkeit der Welt
Schwammigkeit meiner selbst
ewige Ungewissheit
über mein Sein
oder das Sein von
…
allem irgendwie
…
Mein Universum besteht aus
endloser Unschärfe
endlosen Warten
auf eine Klarheit
die nicht kommen mag
Momente sind wie
Schatten im Augenwinkel
verschwinden
bevor ich sie wirklich
gesehen habe
werden Erinnerungen
ohne Substanz
Ich lebe ein Leben ohne mich.21 -
Unfähig.
Ein fehlender Anfangsfaden
wird zu zusammenhanglosen
Satzfetzen,
wirrem Gedankenrotz,
konzentrationsloser Wortkotze
Eine Millionen Themen
ersticken in einer Endlosschleife
aus unaufhaltsamer Unfähigkeit
Verstand zermahlen, Geist
zerschossen, Chancen vernichtet
Wohin mit mir?12 -
Laufen.
Kein Hund da,
trotzdem laufe ich
kilometerweit –
ein lächerlicher Versuch
etwas herzustellen
was zumindest
ein bisschen mehr
als innere Einöde istFüße laufen,
laufen und laufen,
doch nichts bewegt sich
—
Stagnation
—
die sich nach
Endlosigkeit anfühlt –
wie da-sein
und dann
doch wieder nicht
In mir wabert ein seltsames Verlangen,
eine Sehnsucht nach ewigem Verschwinden,
weil die Angst davor zu groß ist,
um aushaltbar zu sein15 -
Why do bats fall in love?
Ich versuche
ein Damals-Gefühl herzustellen:
Alles abdunkeln,
Grablichter und CDs,
„Why do bats fall in love?“WhatsApp ersetzt ICQ
OpenOffice ersetzt Word
und dennoch:
Sitzen, Schreiben und Musik,
der Regung von
Einsam- und Traurigkeit
Raum geben
diesem seltsam vertrauten Gefühl,
aus dem ich zu bestehen scheineIch atme es ein
atme es aus
bis es von selbst
müde wirdMelancholie und Nostalgie
sind heilig
…
irgendwie11 -
Ich verstecke mich.
Ich verstecke mich
hinter einem Getränk
in der Hoffnung
dass mich der Alltag
zwischen Ananas, Maracuja und Vodka
nicht finden kannVielleicht bin ich hier sicher
vor dem Elend des
Tagein-Tagaus-Gedängels
vom Dinge-von-Listen-streichen
um neue Dinge drauf zu schreibenIch verstecke mich
vor dem Verantwortungs-Bla
das mir im Nacken sitzt
wie ein gefräßigen Kloß
der sagt:
„Werd endlich erwachsen!“
Ich bin trotzig und will nicht.
Morgen vielleicht.14 -
Bin ich?
Die Welt schwimmt ~
ich schwimme in ihr
und doch von ihr fort
der Bürgersteig schwimmt mit mir
als könnte er jederzeit
unter meinen Füßen davon gleiten
zu formloser Masse werden
mich zurücklassen
an einem Ort den es nicht gibt
den es vielleicht niemals gab
an dem auch ich niemals warWar ich jemals?
11 -
Züge und Bahnhöfe.
Ich mag
an Bahnhöfen abhängen –
Kaffee hält die Hände warm
Rauch im Gesicht
vor leeren Gleisen
in irgendwelchen Ecken
Stimmung aus endloser Grauheit
an Wänden und Hintergrundhäusern
dazwischen Züge, Züge
die Freiheit versprechenDann drin – Augen zu, treiben lassen
im Sitz verkriechen
zu Fahrgefühl werden
den Rest aus grauen
Deutschlandwänden
und Graffitibahnhöfen
einfach vorbeiziehen lassen13 -
Emotionsextreme.
In einem Moment
sitze ich und
schaue einer Wolkenformation
beim Wandern zuLicht und Form
Licht und Form –
Alles fühlt sich
irgendwie
in Ordnung anDann biegen wir um die Ecke
und die Wolken
werden zu Straßen
und die Freude
zu Tränen,
zu zerknüllten Taschentüchern,
zu Dingen für den MüllIn Ordnung
ist plötzlich
gar nichts mehr.Treppen. Jacke.
Brot. Aioli.
Kurze Pause.
Atmen.
Es geht.Dann
eine Diskussion,
ein falsches Wort
und der Raum
in den ich falle
ist weit tiefer
als mein Schweigen
an der OberflächeNoch ein paar Tränen,
die im Ärmel verschwinden.
Ein Kaffee. Ein Sambuca.
Ein Händehalten.
Atmen.
Liebe.
Alles ist in Ordnung.11 -
Umzug.
Das vorletzte mal durch
Oberbilk spazieren,
den Duft der Ellerstraße
nochmal tief einatmenFast das letzte mal
Papageien beobachten,
die so tief fliegen,
als würden sie gleich
durch die Windschutzscheiben crashen,
den Fahrern ins entsetzte Gesicht
Das Blut spritzt,
Schreie hallen
durch die Straßen,
die bald nicht mehr meine sindFassungslos
und gefasster als gedacht
starre ich auf die Kulisse,
die vorgestern noch
meine Heimat war7