Kerzen, Wein und Melancholie.

Ich genieße Kerzen und Wein und einen Hauch, einen kleinen Hauch, Melancholie. Melancholie, die immer mein Zuhause war und es immer irgendwie sein wird. Ich habe versucht diese Stimmung in mir wegzuchanten, wegzumeditieren und wegzudenken. Ich wollte das nicht mehr – ich wollte mich selbst nicht mehr.

Ich wollte die Düsternis in mir heilen und habe nicht gesehen, dass vielleicht der Weg durch die Düsternis Heilung bedeutet und es nicht einmal darum geht, nachher ohne sie zu leben.

Noch ein Schluck Wein, mich noch ein bisschen beduselter fühlen und ein wenig traurig sein, dass ich nicht das getan habe, was ich hätte tun sollen – schreiben. Manchmal habe ich das Gefühl, das wäre meine Lebensaufgabe gewesen – das war das Einzige, für was ich gebrannt habe – damals.

Ich erinnere mich an Zeiten, in denen ich immer ein Notizbuch dabei hatte und mich häufiger zurückgezogen habe, um Verse darin festzuhalten. Immer wieder, zwischendurch. In der Bahn, auf der Straße. Ob jemals ein Text daraus geworden ist, weiß ich nicht, aber darum ging es nicht. Es war Selbstausdruck, den ich immerhin für mich selbst festhalten konnte. Und ich hatte keine Angst, was jemand anders über meine Schreibereien denken würde. Ich habe es einfach getan. Und mir war immer klar, dass ich später Schreiben werde. Aber ich habe es nicht getan. Stattdessen habe ich mich in der Idee verloren, irgendwann mal über meine Erleuchtung zu schreiben – was für ein Schwachsinn!

Als wäre alles andere nicht wertvoll genug. Ständig musste ich mich über “mich” erheben, ständig “besser sein” als das Menschliche. Ständig alles aus einer “höheren Perspektive” sehen, um es “richtig” zu sehen. Kein Wunder, dass mir irgendwann die Worte ausgegangen sind. Weil nichts mehr erlaubt war, was aus “meiner Perspektive” kam. Alles Persönliche war Gift – ICH war Gift. Ich musste weg. Und es ist gruselig, dass ich es geschafft habe. Mich auszuradieren hat nur ein paar Jahre intensive Praxis und Indoktrination gebraucht.

Jetzt ist die Zeit, Teile von mir wiederzufinden. Wieder “ich” zu werden, wieder “jemand” zu sein, auch wenn es schmerzhaft und unerfüllt sein sollte. Lieber voller Schmerzen als voller “Nichts”.

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