Kategorie: DP/DR

  • Die ewige Schwammigkeit.

    Ich hasse diese
    Schwammigkeit der Welt
    Schwammigkeit meiner selbst
    ewige Ungewissheit
    über mein Sein
    oder das Sein von 

    allem irgendwie


    Mein Universum besteht aus
    endloser Unschärfe
    endlosen Warten
    auf eine Klarheit
    die nicht kommen mag

    Momente sind wie
    Schatten im Augenwinkel
    verschwinden
    bevor ich sie wirklich
    gesehen habe
    werden Erinnerungen
    ohne Substanz

    Ich lebe ein Leben ohne mich.

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  • Bin ich?

    Die Welt schwimmt ~
    ich schwimme in ihr
    und doch von ihr fort
    der Bürgersteig schwimmt mit mir
    als könnte er jederzeit
    unter meinen Füßen davon gleiten
    zu formloser Masse werden
    mich zurücklassen
    an einem Ort den es nicht gibt
    den es vielleicht niemals gab
    an dem auch ich niemals war

    War ich jemals?

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  • Alles rauscht.

    Wie der kleine Wasserlauf
    der meine Füße umschwemmt
    rauscht das Hier und Jetzt
    gnadenlos an mir vorbei.

    Die Wirklichkeit
    tröpfelt an mir vorüber
    und ich watschel in ihr umher
    wie ein ungeschicktes Kind.

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  • Ich kann mich selbst nicht mehr lesen.

    Immer mal ein paar gute Tage und dann wieder für (gefühlte) Wochen dieser Scheiß. Und wieder der Versuch, es zu verstehen, wieder der Versuch, einfach damit zu leben, wieder der Versuch, mich zu entspannen und wenigstens die Angst loszulassen. Und wieder Scheitern und wieder von vorn. Ein endlos ermüdender Kreislauf und die Pausen sind kurz. Aber wenigstens sind sie da – zwischendurch – Momente der “Normalität” oder besser gesagt Momente, die mich an etwas wie “Normalität” erinnern.

    Wie ich mich selbst nicht mehr lesen kann. Wie ich meine eigene Leier nicht mehr ertragen kann. Fuck.

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  • Ferne Welt.

    Die Welt ist mir fern
    ich selbst bin mir fern
    tausend Worte die keinen Sinn ergeben
    ich selbst ohne Sinn

    Himmel und Baum ohne Sinn
    nur dein Fuß an meinem Bein
    hält mich ein wenig hier

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  • Wo ist die Selbstverständlichkeit hin?

    Und dann denke ich:
    was erwarte ich eigentlich?
    wie real sollte sich die Realität anfühlen
    um echt genug für mich zu sein?

    Wo ist die Grenze zwischen
    real und irreal?
    und wer legt sie fest?
    ist nicht nur in meinem Kopf irgendetwas
    verschoben,
    aus dem Gleichgewicht
    geschleudert worden?

    Wie konnte die Selbstverständlichkeit
    meiner eigenen Existenz
    so unselbstverständlich werden?

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  • Der Kreisel. Der verdammte Kreisel.

    Und plötzlich, unerwartet bin ich in einen Rückfall gerutscht. Anfangs langsam geschlittert und dann doch tief hineingefallen. Ich war so beschäftigt mit dem kleinen Ball aus Fell und der Suche nach einer neuen Wohnung, dass alle existentiellen Fragen plötzlich in den Hintergrund gerutscht waren. Ich fühlte mich immer noch irgendwie “nicht richtig”, aber zumindest waren die obsessiven Gedanken verschwunden. Zumindest ein Problem schien gelöst. Leider hatte ich vergessen, dass die Wohnungssuche irgendwann ein Ende finden und nicht jeder Moment mit Flauschball für immer neu und aufregend genug sein würde, um mich von dem eigentlichen Problem abzulenken. Denn genau das war es: wunderschöne, alles konsumierende Ablenkung. Die irgendwann ein Ende finden musste.

    Die Wohnungssuche wurde aufgegeben, Flauschball wurde Teil unseres Alltags und plötzlich schlichen sich die Gedanken wieder ein, die sich auf wundersam schnelle Weise mit den gewohnten mentalen Zwängen paarten. Zwei, drei Tage lang war ich wieder Vollzeit-beschäftigt mit Fragen wie: “Gibt es “mich” überhaupt?” , “Kann ich Dinge entscheiden oder entscheidet sich alles in meinem Unterbewusstsein?” , “Ist unser Gefühl von “Selbstwirksamkeit” nur eine Illusion?” , “Sind wir alle in Wirklichkeit Bio-Roboter?” , “Was bedeutet “ich”? , “Wer oder was bin “ich”? , “Bin ich dieser Körper?” , “Entstehe “ich” nur in meinem Gehirn?”, “Warum bin ich überhaupt ich?” – und das vielleicht Schlimmste daran sind nicht mal die Fragen selbst, sondern das introspektive “Hinein-Starren” in “mich”. Das ständige Beobachten.

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  • Angst, Akzeptanz und Authentizität

    Ich habe diese Woche viel über Angst und Akzeptanz nachgedacht und dabei feststellen müssen, dass ich noch viel mehr Angst habe, als ich mir eingestehen will. Und noch viel weniger Akzeptanz für meinen Zustand, als ich gerne hätte. Ich vermute, dass, wenn ich meinen Zustand 100% akzeptieren würde und keine Angst mehr davor hätte, es mir zumindest ein wenig besser gehen würde. Beides ist schwierig. Radikale Akzeptanz fühlt sich an wie Aufgeben. Als würde ich mich dann damit abfinden, dass es für immer so bleibt und als würde es deswegen dann auch für immer so bleiben. Und diese Vorstellung ängstigt mich sehr. Für immer nicht mehr ich-selbst sein, für immer fremd und abgeschottet in dieser Welt – und auch nicht in ihr, sondern irgendwo anders, einsam und isoliert in meinem Kopf, ohne Zugang und Verbindung zu irgendwem und irgendwas. Und dennoch versuche ich daran zu arbeiten. Weniger Angst und mehr Akzeptanz, weniger im-Kopf-verändern-wollen, mehr fühlen. Ich habe die leise Vermutung, dass ich mich mir selbst näher fühle, je näher ich meinen Gefühlen komme.

    Gestern habe ich lange mit S. darüber gesprochen, welche Gedanken dazu beitragen diesen seltsamen Zustand am Leben zu erhalten. Ich redete sehr viel und am Ende weinte ich ein bisschen. Danach ging es mir besser. Als hätte ein Teil von mir Raum bekommen, der sonst lieber versteckt bleibt. Und als würde das ein wenig der Entfremdung lösen, zumindest für kurze Zeit.

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  • Die Flucht ins ultimative Wunderland.

    Das einzige, was ich kann, das einzige, was ich immer konnte, ist abhauen. Mich mit Joints, Satsangs, Alkohol oder Tabletten sedieren. Flüchten. Vor der Welt und vorallem vor mir. Vor Themen, denen ich mich längst hätte stellen sollen – Der Unzufriedenheit mit meinem Körper, der Angst vor dem Sterben, der Unfähigkeit, mir selbst Gutes zu tun. Der Angst vor sozialem Kontakt, der Angst vor dem Leben, der Angst vor mir selbst. Angst ist DAS Thema.

    Ich war und bin immer noch Profi meiner eigenen Selbstzerstörung. Und nie reicht es. Nie sind es genug Pillen, nie ist es genug Schnaps. Damals waren es nie genug Satsangs und nie genug Joints. Ich will hier sein, aber ständig brauche ich etwas, was mich „hier“ rausholt. Wie paradox und bescheuert.

    In den Zeiten, in denen ich vollgepumpt war mit Non-Dualitäts-Weisheiten hatte ich das Gefühl, endlich angekommen zu sein. Endlich einen Weg gefunden zu haben, mit mir selbst und der Welt in Frieden zu sein. Die einzige Phase, in der ich nicht mehr ständig weg wollte. Zumindest, solange ich mir den täglichen Schuss Advaita gönnte.

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  • Der verdammte Schalter im Kopf.

    „Damals“, vor drei Jahren, bevor „es“ passiert ist, habe ich meine Wahrnehmung nicht angezweifelt. Ich habe mir all diese seltsamen existentiellen Fragen nicht gestellt. Ich habe nicht permanent getestet, wie „präsent“ ich bin. Ich habe mich nicht permanent gefragt, wie real sich die Welt gerade anfühlt oder ob ich mich wie „ich“ fühle. Ich war einfach ich und die Welt war die Welt. Mein Fokus war nicht so verdreht. Vor ein paar Tagen las ich einen Beitrag über Depersonalisation/Derealisation, in dem jemand schrieb, dass depersonalisierte Menschen ihr Leben nicht mehr „inside out“, sondern „outside in“ leben und das macht vollkommen Sinn. Früher habe ich nicht in mich hineingestarrt, auf der Suche nach einem „ich“, ich habe aus meinem „ich“ hinaus nach draußen gesehen.

    Ich weiß allerdings immer noch nicht so richtig, was ich damit anfangen soll. Die Ratschläge, die man am meisten hört, sind: lebe dein Leben weiter wie zuvor – tue so, als gäbe es die DP gar nicht – vergiss, dass du es hast – denke nicht darüber nach – akzeptiere deinen Zustand. Und ja, es macht Sinn. Ich habe nicht darüber nachgedacht, bevor es mich getroffen hat. Aber es scheint inzwischen ein so eingefahrenes, unterbewusstes Muster zu sein – das ständige Checken, das ständige Drüber-Nachdenken – dass ich nicht mehr weiß, wie ich es unterbrechen soll. In der Zeit, in der es sich „angeschlichen“ hat, gab es Fluktuation, wechselte meine Aufmerksamkeit zwischen normalem Erleben und dieser seltsamen Welt-und-Selbst-Wahrnehmung hin und her, bis sich schließlich eine Art Schalter in meinem Kopf umlegte, den ich nicht mehr zurückswitchen kann. Und je mehr ich mich anstrenge, es zu tun, desto schlimmer wird es.

    Und ich sehe den Zusammenhang zu anderen Ängsten, die ich in meinem Leben hatte. Je mehr ich darauf fokussierte, je mehr Angst ich davor hatte, je mehr ich darüber nachdachte, desto schlimmer wurde das Symptom, desto schlimmer wurde genau das, wovor ich Angst hatte. In den schlimmsten Zeiten meiner Emetophobie war mir dauernd übel. Und ich hatte dauernd Angst davor, mich zu übergeben, dachte ständig darüber nach, was passieren würde, wenn es passieren würde. Wieso fällt es mir jetzt so schwer zu glauben, dass es das gleiche Phänomen ist? Nur, weil es ein seltsameres Symptom ist? Es ist ein so absolut unfassbares, ungreifbares Erleben, das mir unvorstellbar wäre, wenn ich es nicht selbst erleben würde. Es ist so fernab jeglicher „normal gelebter Realität“, dass es schwerfällt mir einzugestehen, dass ich mir das Ganze nur „herbeirede“. Und vielleicht spielt „herbeireden“ alles auch zu sehr herunter. Soweit ich weiß, gibt es genug physiologische Zusammenhänge, als dass man sagen könnte, dieser Zustand wäre komplett „eingebildet“ – aber ich bin mir sicher, dass (zumindest in meinem Fall) sehr viele Teile davon rein gedanklicher Natur sind.

    Manchmal versuche ich mir vorzustellen, ich hätte von all den spirituellen Theorien nie etwas gehört. Es hätte Advaita und Non-Dualität niemals in meinem Leben gegeben. Ich hätte niemals gehört, dass ich nicht mein Körper, meine Gefühle oder meine Gedanken bin. Ich wäre niemals davon überzeugt gewesen, dass wir alle nur „Bio-Roboter“ sind, die keine freie Wahl haben. Mir hätte niemals jemand erzählt, dass es „mich“ nicht gibt.

    Was wäre dann? Ich glaube, ich wäre einfach nur ich – mit allen „Ichs“, die ich haben könnte. Ich schmecke Freiheit und Leichtigkeit in der Vorstellung und trotzdem bleibt es nur eine Idee. Ich kann nicht jeden einzelnen Advaita-Gedanken aus meinem Gehirn ausradieren, wie soll das nach so vielen Jahren gehen?

    Wie wird man eine so tief-sitzende Überzeugung los? Wie kann ich damit leben, dass ich mich niemals zu 100% vom Gegenteil überzeugen kann? Dass ich niemals 100% sicher sein werde, dass meine Existenz nicht nur eine Idee ist? Wie höre ich auf, etwas zu glauben, wenn es keine Beweise für das Gegenteil gibt? Ich versuche mich für den Glauben zu entscheiden, der scheinbar besser für mich wäre, aber es ist verdammtverdammtverdammt schwer, wenn ich es nicht fühlen kann.

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