Manchmal weiß ich nicht wozu das alles teilen – wozu das alles teilen – wozu?
Was ist wirklich teilens-wert? Was ist es wirklich wert? Was will jemand hören? Wozu?
Wozu? Verdammt.. wozu? Wem hilft es? Und wenn es nicht hilft, was dann? Als wären nur hilfreiche Worte sinn-voll, als wäre nur das hilfreiche teilens-wert, als wäre nur das hilfreiche.. etwas wert.
Sind alle anderen Worte nur vergeudet? Vergeudete Laute in einem vergeudeten Universum, gleichsam dem Nichts.. nichts. Dann kann man sie auch schlucken, wie man sie immer geschluckt hat. Die Worte, sinnlose Laut-Aneinanderreihung. Sinnlos, weil nur für einen selbst Sinn-ergebend und das reicht nicht, niemals. Warum eigentlich nicht?
Als müsste man immer so ein Paulo-Coelho-Typ sein, der mit billigen Platitüden und Klischees um die Ecke marschiert und sich damit in die Herzen der Allgemeinheit mäht. Als müsste man so .. damit man .. .. ach, bla.
Das vorletzte mal durch Oberbilk spazieren, den Duft der Ellerstraße nochmal tief einatmen
Fast das letzte mal Papageien beobachten, die so tief fliegen, als würden sie gleich durch die Windschutzscheiben crashen, den Fahrern ins entsetzte Gesicht
Das Blut spritzt, Schreie hallen durch die Straßen, die bald nicht mehr meine sind
Fassungslos und gefasster als gedacht starre ich auf die Kulisse, die vorgestern noch meine Heimat war
Ich kann nicht aufhören mit dem Exzess oder der Exzess nicht mit mir.
Wer weiß schon, wann das angefangen hat? Dass aus Gleichmaß Übermut wurde, aus Grau Schwarz-Weiß, aus einem Grenzübergang ein Katzensprung.
Vielleicht ist es irrelevant wann es begonnen hat – das mehr-wollen, das nicht-aufhören-können, das weiter-weiter-weiter bis zum Zusammenbruch – zum Einbrechen eines Selbst was nie ganz es selbst werden konnte, oder durfte.
Und dann sitze ich da mit meinem Kaffee. Um mich herum zu viele Menschen. Zu viele Menschen auf Fahrrädern, in Autos, mit Bierflaschen und Böllerwägen. Unterwegs irgendwohin oder hier gestrandet wie ich.
Es ist zu heiß. Die Sonne knallt unerbittlich auf den Asphalt, der Hund will nicht laufen und ich will nicht mal hier sitzen. Ich hasse Sommer. Ich hasse diese Tage, an denen es für alles zu warm ist. Tage, die einfach nur schnell vergehen sollen, damit man wieder atmen und etwas anziehen kann. Sommer fühlt sich entblößend an. Anstrengend und überflüssig.
Ein anderer Hund, den wir schon kennen – eine dicke Dogge mit gefährlich anmutendem Geschirr, betritt den Schauplatz. Wie immer stolziert sie an den Tischen vorbei und nimmt dann, ihrem Aussehen entsprechend, eine protzige Pose an der Seite seiner Besitzerin ein. Wäre sie ein Mensch, würde man mit Sicherheit davon ausgehen, dass es sich um eine sehr arrogante Person handeln muss. Nur ein kleiner Laut provoziert wie immer ein gewaltiges Hin- und Hergebelle, dem weder ich noch die Besitzerin der Dogge richtig Herr werden. Es dauert eine Weile, bis es wieder „still“ ist.
Sommer, zu viele Menschen, protzigen Doggen … das ist zu viel für mich heute. Der Kaffee muss leer werden. Noch eine rauchen und dann wieder nach Hause.
Und so kehre ich, Jahr für Jahr, zu den Ursprüngen zurück. Naja, nicht ganz zu den “Ursprüngen”, aber zumindest zu einem Teil von mir, der ich früher einmal war. Schwarz, Grufti, Gothic, wie auch immer man das nennen möchte. Und mir wird bewusst, was es damals schon für mich bedeutet hat, was mir damals nicht so klar war: Freiheit im Fühlen. Alles akzeptieren können, Licht sowie Dunkelheit. Die Dunkelheit nicht außen vor lassen, sondern sie mit einschließen. Annehmen, dass sie ein Teil von mir ist. Mit ihr in Frieden kommen, sie vielleicht sogar ein bisschen umarmen. Anerkennen, dass sie schon immer in mir war und einen Platz in mir haben darf. Die Dunkelheit – das Traurige, das Verzweifelte, das Ratlose – all das darf seinen Raum haben, darf in mir leben und sein, darf atmen und sich ausdrücken.
Die Rebellion in mir darf sein. Ich darf wütend sein. Ich darf authentisch sein. Letztlich: Ich darf “ich” sein. Das ist “schwarz sein” immer noch für mich.
Zuerst wollte ich schreiben: ALLES ist eine Illusion. Dann dachte ich: das stimmt nicht, es ist keine Illusion, es ist eine Perspektive. Alles ist eine Perspektive. Eine menschliche, eine tierische, eine insektische.. jedes Lebewesen sieht die Welt anders, fühlt die Welt anders. Und nur wir Menschen sind so überheblich, dass wir denken eine „wahre Perspektive“ erlangen zu können.
Vieles an der nondualen Szene macht mich ziemlich wütend. Aber ganz oben steht der Wahrheitsanspruch der “Satsang-Lehrer”. Was sie scheinbar nicht sehen (oder nicht sehen wollen) ist: Sie tun ich genau das, was sie vor ihrer Begegnung mit der Nondualität getan haben – sie glauben einem System. Wie jedes System beruht auch das der Nondualität auf bestimmten Annahmen, die natürlich innerhalb des Systems keine Annahmen sind, sondern “DIE Wahrheit”. Denn klugerweise können diese Annahmen vom jeweiligen Schüler auf Richtigkeit “überprüft” werden, weshalb es sich dann offensichtlich um die Wahrheit handeln muss. Denn – wenn etwas subjektiv überprüfbar ist – muss es die objektive Wahrheit sein. Jupp. Macht Sinn.
“Du bist nicht dein Körper”, ist die wohl wichtigste Annahme, des bedingungslos geglaubt wird, dicht gefolgt von “Du bist nicht deine Gefühle” und “Du bist nicht deine Gedanken”. Daraus resultieren viele “Einsichten”, die letztendlich dazu führen sollen, dass das nicht-existente “Ich” erkennt, dass es nicht existiert, womit Gefühle wie Frieden und Liebe einhergehen. Die dann natürlich niemandem mehr geschehen, weil derjenige nicht mehr da ist. Warum dieser Zustand (der natürlich kein Zustand ist) erstrebenswert sein soll, ist mir (inzwischen) unbegreiflich. Aber natürlich ist das nur mein Verstand, der da redet, weil er nicht begreifen kann, wie wundervoll diese nicht-Erkenntnis ist. Er möchte lieber in seinen alltäglichen Problemen herumirren, weil er sich dort so wohl fühlt. Deswegen verneint er die Erkenntnis. Deswegen ist jeder Zweifel an der Lehre ein Zweifel des Verstandes und kein Zweifel von “mir” – ich bin ja schließlich nicht meine Gedanken. Wie wundervoll, ich kann alles abgeben. Jegliche Verantwortung gehört mir nicht mehr, hat mir nie gehört. Endlich bin ich frei. Endlich kann dieser Körper alles tun und lassen, was er will, denn ich bin es ja nicht. Endlich habe ich eine Ausrede für alles. Wow.
Ich mag Katzen und Wälder. Leere Straßen und Friedhöfe. Kapuzen im Gesicht und Regen auf den Wangen. Eichhörnchen und Herbst. Spaziergänge, Cappuccino und Kopfhörer. Zigaretten und Botucal.
Ich mag gemeinsam in der Nacht wach liegen. Reden über Dinge, die unaussprechlich sind. Flauschige Decken und warmer Baldrian-Tee. Panna Cotta und russischer Zupfkuchen. Pommes mit genug Majonnaise. Horror-Filme und Zeichentrick. Einhörner, Glitzer, Dinge in Rosa und Dinge in Schwarz. Wind in den Haaren, Bäume und das Gefühl, Zuhause zu sein.
WARUM?
Ich habe schon früh angefangen zu schreiben. Erst (danke Wolfgang Holbein!) Fantasy-Geschichten, dann Tagebücher, dann Gedichte, zwischendurch dann wieder Geschichten, die aber nie fertig wurden. Wenn mich als Kind jemand fragte, was ich werden wollte, sagte ich immer: „Schriftsteller“. Doch dann entdeckte ich Eckhart Tolle, Advaita und Nondualität. Und damit auch viele Konzepte. Eins davon: „Lebe immer und ausschließlich im Hier und Jetzt“ und „Gedanken trennen dich von diesem Moment“. Der Frieden, der mir versprochen wurde, war so anziehend, dass ich all diese Konzepte nicht hinterfragte. Ich war bereit, alles für das Leben im „hier und jetzt“ zu geben. Das bedeutete leider auch, dass meine Tagebücher mit der Zeit immer weniger Einträge hatten. Sobald ich versuchte, etwas aufzuschreiben, fiel mir auf, dass es sich entweder auf die Vergangenheit oder Zukunft bezog oder auf einem Gedanken beruhte. Oft saß ich abends vor dem Buch und starrte auf die leeren Seiten, unfähig etwas zu finden, was des Aufschreibens wert gewesen wäre.
Nach vielen Jahren der Suche nach Erleuchtung und Erkenntnis brach dann ziemlich plötzlich alles zusammen. Seitdem versuche ich mich wieder zusammen zu setzen, mich selbst und meine Menschlichkeit wiederzufinden, jenseits von Erleuchtung und Erwachen. Und das Schreiben ist ein Teil davon.